Gibt es eine schlesische Architektur?

Unter diesem Motto stand die dritte Begegnung von jungen Leuten aus Deutschland, Polen und Tschechien, die vom 2. bis 5. April in Görlitz stattfand. Die insgesamt 12 jungen Deutschen, Polen und Tschechen trafen sich mittlerweile zum dritten Mal im Rahmen des Fotoseminars „Schlesien - eine fotografische Entdeckung“, diesmal im verbliebenen deutschen schlesischen Teil, in der dt. pl. Europastadt Görlitz -Zgorzelec.

Nach dem polnischen Łubowice-Lubowitz und dem Thema Landschaftsfotographie, nach dem mährisch-schlesischen und dem heutigen tschechischen Opava mit dem Thema Portraitfotographie, nun also die Begegnung in der Europastadt Görlitz-Zgorzelec, in einer Stadt mit mehr als 4000 Baudenkmäler aus mehreren Architektur- und Stilepochen.
Das Thema liegt bei diesem städtischen und freibetretbaren Geschichtsbuch mit so vielen einzigartigen Baudenkmälern somit auf der Hand. Es drehte sich alles um das Thema Architektur. Was ist schlesisch? Ist es nur das, was in der preußisch-schlesischen Zeit in Görlitz entstand oder kann man dieses Thema weiterfassen. Ein Ausflug in die schlesische Geschichte mit seiner Architektur und Baumeistern stand in Form eines Vortrags und einer Diskussion am Anfang des Treffens. Der zweite Tag startete mit einer theoretischen Einführung in die Spezifitäten der Architekturfotographie, der anschließend gleich der praktische Teil in Form einer geführten Stadtführung folgte, die zu ausgewählten und ungewöhnlichen Orten der Europastadt führte.
Die nachmittägliche, zweistündige Führung durch das Schlesische Museum, welches sich in dem ältesten profanen Renaissancegebäude Deutschlands befindet, bereicherte das mittlerweile schon umfangreiche Wissen um Schlesien, das die jungen Leute in den unterschiedlichsten Teilen Schlesiens und bei unterschiedlichen Begegnungen mit seinen Menschen sammeln konnten.
Den Nachmittag des zweiten Tages verbrachten die jungen Leute in geschlossenen Räumen, an ihren mitgebrachten Laptops, um die Produkte ihrer Erkundungstouren zu verarbeiten und um diese mit der freien Software Gimp zu verschönern und richtig ins Bild zu setzen. Abends ging es dann gemeinsam nach Zgorzelec zu einer Vernissage eines Zgorzelecer Fotographen, der Bilder seiner Tour durch Indien in den Räumlichkeiten des Dom Kultury, der ehemaligen Ruhmeshalle, präsentierte.
Der dritte Tag war bestimmt durch einen ganz konkreten Fotoauftrag, den die Teilnehmer zu bearbeiten hatten. Der Auftrag lautete, eine Fotoserie zum Thema Stadtarchitektur zu erstellen. Mit einer ganz konkreten Idee im Kopf zogen die jungen Leute los und fanden interessante Motive und Ansichten, die sie am Nachmittag dann kommentiert mit Texten ins Netz stellten. Bei schönstem Wetter und dem durch die Händler der Stadt Görlitz organisierten Frühlingsfest machten die jungen Schlesieninteressierten dann noch Erfahrungen im Bereich der Eventfotographie. Am letzten Tag standen erneut praktische Bearbeitungen am Rechner im Vordergrund. Den Abschluss bildete der gemeinsame Wunsch der Teilnehmer, die entstandenen Bilder nicht nur im Internet zu präsentieren, sondern in einer Printform einer weiteren Öffentlichkeit zu präsentieren.

Schlesien ist spannend und abwechslungsreich in vielerlei Hinsicht. Es ist ein entdeckungswürdiges Land, ein reiches Land mit unterschiedlichsten Landschaften, heutigen und gestrigen Menschen mit interessanten Biographien und Gesichtern und spiegelt Geschichte in seiner Architektur, sei es Holz, Beton, Ziegel oder in den Fenstern und Türen, den Augen und Mündern wieder.

Michael Winter