Vom 5. bis 8. März trafen sich die zwölf jungen Teilnehmer des Fotoseminars aus Deutschland, Polen und Tschechien zum zweiten Mal, diesmal im tschechischen Opava/Troppau, der ehemaligen böhmisch-schlesischen Hauptstadt.
Nachdem sich die jungen Leute beim ersten Treffen im polnischen Lubowice/Lubowitz mit dem Thema Landschaftsfotografie auseinandersetzten, drehte sich bei der zweiten Begegnung alles um das Portrait. Was lag da näher, als in direkten Kontakt zu treten mit den Menschen, den Schlesiern, in Troppau und im Hultschiner Ländchen. Ausgehend von der Unterkunft und dem Tagungsort, der Pension Koruna am Rande der Troppauer Altstadt, entdeckten und erlernten die jungen Leute zunächst die grundlegende Theorie zum Thema Portraitfotografie. Mit dem Basiswissen ausgestattet und der Absolvierung einiger praktischer Übungen zum Thema Emotionen, Formate und Ausschnitte, ging es dann mit großer Vorfreude und dem Bus zur ersten Begegnung ins nahe gelegene Kravaře/Deutsch Krawarn.
In einem ehemaligen schlesischen Adelssitz, dem Schloss Krawarn, empfingen uns die Mitglieder des deutschen Freundschaftskreises (DFK). Bei Kaffee und Pfannkuchen informierten sie die jungen Gäste über die wechselvolle Geschichte des Hultschiner Ländchens und des Schlosses. Bauherr des vierflügeligen Barockschlosses aus den Jahren 1721 bis 1728 war Johann Rudolf Freiherr von Eichendorff, der Vater des Dichters Joseph Freiherr von Eichendorff, auf den wir bereits in Lubowitz stießen.
Alle Teilnehmer stellten sich vor und es war beeindruckend zu hören, welch interessante Menschen, Biografien und Generationen sich hier in den historischen Räumen zusammenfanden und sich austauschten. Nach Besichtigung der Michaeliskapelle mit seinen schönen Engelsfiguren, die das Bild „Der Engelsturz“ halten, stimmten die Krawarner das Schlesierlied an, welches aber nur das Auftaktlied zu vielen weiteren Heimatliedern sein sollte, die nachher in den Begegnungsräumen den jungen Leuten präsentiert wurden.
Mit vielen neuen Eindrücken und Fotos ging es am späten Nachmittag zurück nach Troppau. Den Abschluss des ersten Tages prägte am späten Abend die Diskussion um den erschütternden Reportagefilm „Schusswechsel“, der sich mit den Grenzen in der Fotografie beschäftigt.
Im Mittelpunkt des zweiten Tages standen die Begegnungen mit Mitgliedern des Schlesisch-Deutschen Verbandes in Troppau. Ort dieses Treffens war das Begegnungszentrum des Verbandes. Das Treffen war von beiderseitiger, großer Neugierde geprägt und die 19 bis 26-jährigen Teilnehmer lauschten interessiert den Geschichten der Troppauer. Nach den Gesprächen und der Besichtigung der Ausstellung in den Räumlichkeiten des Verbandes führten die „echten Troppauer“, wie sie selbst sagten, die jungen Leute in kleineren Gruppen durch ihre Stadt, zeigten ihnen die schönsten Plätze, das Theater, die Kirchen und im Einzelfall ihr ganz privates Zuhause. An all den genannten Orten wurden sie fotografiert.
Den Nachmittag nutzten die Teilnehmer für die Bearbeitung ihrer neuen Fotos, die sie nach und nach mit Texten versehen und auf dem Foto-Blog veröffentlichen werden.
Nach dem oberschlesischen Lubowitz und dem böhmisch schlesischen Troppau inklusive Hultschiner Ländchen wird der dritte Teil des Workshops vom 2. bis 5. April im deutschen, niederschlesischen Görlitz stattfinden.
Michael Winter